Du hast ein Buch fertig geschrieben und kannst es kaum erwarten, es im Selfpublishing zu veröffentlichen? Wie allgemein bekannt ist, gibt es bis dahin noch einige Zwischenstationen: Wie zum Beispiel das Lektorat für dein Manuskript. Während Verlagsautoren von einem kostenlosen Lektorat profitieren können, müssen Selfpublisher oft tief in die Tasche greifen. Eine ordentliche Dienstleistung will schließlich bezahlt werden! Doch wie so oft lauern im Selfpublishing Kosten an jeder Ecke. Sich ein klein wenig einzusparen, kann schon große Auswirkungen für das eigene Budget haben. Und das geht auch beim Lektorat! Heute zeigt dir Gastautorin und Lektorin Katharina Kirn, wie du dein Manuskript überarbeiten und damit sogar bares Geld sparen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Dein Buch fürs Lektorat überarbeiten
Nach langen Nächten und zahllosen Stunden am Schreibtisch hast du es geschafft und das Wörtchen „Ende“ unter dein Buchprojekt gesetzt. Du lehnst dich zufrieden in deinem Bürostuhl zurück und denkst „Den Rest können andere übernehmen!“ – leider muss ich dich da enttäuschen. Die eigentliche Fleißarbeit beginnt erst jetzt, nämlich mit der Überarbeitung deines Manuskripts.
Höre ich da ein frustriertes Stöhnen? Keine Angst, das Werkeln am eigenen Text macht eine Menge Spaß! Gleichzeitig …
- verbesserst du deinen Schreibstil und lernst für deine nächsten Bücher dazu.
- steigerst du deine Kritikfähigkeit und arbeitest an dir selbst.
- erweiterst du dein sprachliches Wissen.
Du bist noch nicht überzeugt? Durch eine systematische und gewissenhafte Überarbeitung deines Romans sparst du außerdem bares Geld. Dienstleister wie Lektoren und Korrektoren berechnen ihr Honorar meist nach Aufwand und Fehlerdichte. Je mehr du selbst also im Vorhinein behebst, desto schneller und günstiger kann ein Lektor für dich arbeiten.
Während das Lektorat – also die inhaltliche und stilistische Korrektur – im Allgemeinen vor dem Korrektorat durchgeführt wird, hängt die Reihenfolge bei der Überarbeitung von deinen Präferenzen ab.
Beide Methoden haben Vor- und Nachteile: Indem du deinen Text erst von sprachlichen Schnitzern, Füllwörtern und Wiederholungen befreist, straffst du ihn und stellst den Inhalt für die zweite Überarbeitungsrunde in den Vordergrund. Andererseits wirst du vermutlich einige Stellen streichen oder umschreiben, für die du bei einer vorherigen Sprachkorrektur bereits Zeit aufgewendet hättest. Es bleibt also dir überlassen, welche Variante du nutzen willst.
Vorbereitung fürs Lektorat: Die sprachliche Ebene
Zur Überarbeitung deiner sprachlichen Struktur musst du weder Germanistik studiert noch den Duden auswendig gelernt haben. Nutze stattdessen kostenfreie Tools, die dir einen Teil der Arbeit abnehmen. Ganz wichtig: Dein Ziel ist hier nicht, einen fehlerfreien Text zu erhalten – dafür engagierst du schließlich die Profis.
Nutze eine Rechtschreibprüfung
Es scheint banal, aber mithilfe einer Rechtschreibprüfung kannst du das Niveau deines Textes erheblich steigern. Da die Fehlerdichte bei vielen Dienstleistern den Preis mitbestimmt, ist dieser Schritt für dich nur vorteilhaft. Die meisten Schreibprogramme haben eine eingebaute Software zur Rechtschreibprüfung. Egal, ob du ein professionelles Programm für Autoren– z. B. Papyrus oder Scrivener – oder die traditionelle Textverarbeitung MS Word oder Open Office verwendest; Buchstabendreher und Tippfehler werden recht zuverlässig markiert. Auch online gibt es verschiedene Tools, die sogar Kommafehler aufspüren und dir bei kniffligen Zweifelsfällen helfen, z. B. den Duden-Mentor oder die neue KI von Scribbr.
Füllwörter und Wortwiederholungen
Vielleicht geht es dir wie mir und du liebst Füllwörter. Wie ihr Name schon sagt, füllen sie deinen Text schnell auf – doch sie tragen dabei nicht unbedingt zum Inhalt der Geschichte bei.
Na? Hast du die Füllwörter im letzten Satz bemerkt? Dabei und unbedingt sind ebenso wie eigentlich, ja, halt oder also typische Füllwörter. Mithilfe einer Füllwörterliste aus dem Internet und der Suchfunktion deines Textprogrammes kannst du die kleinen Biester ganz leicht aufspüren – und in den meisten Fällen eliminieren. So hat dein Text abschließend weniger Wörter und der Preis für ein Lektorat sinkt. Gleichzeitig sind deine Dialoge und Beschreibungen jetzt prägnanter und spannender. Von einigen Schreibprogrammen kannst du dir auch häufige Wortwiederholungen anzeigen lassen und mit weiteren nützlichen Funktionen spielen. Schaue dir zum Beispiel einmal an, wie häufig du bestimmte Begriffe oder Namen in deinem Text bzw. auf einer Seite nutzt.
Vorbereitung fürs Lektorat: Die inhaltliche Ebene
Jetzt geht es ans Eingemachte! Du selbst kennst deinen Roman natürlich in- und auswendig – genau da liegt aber das Problem. Vielleicht hast du dich monate- oder gar jahrelang mit den Figuren beschäftigt, hast einzelne Passagen und Kapitel so häufig gelesen und umgeschrieben, dass du Details kaum noch wahrnimmst. Deshalb solltest du zunächst eines tun: nichts. Lasse das Manuskript ruhen und beschäftige dich einige Tage oder Wochen mit anderen Dingen. Nur mit Abstand und einem frischen Blick kannst du dich dann der Überarbeitung des Inhalts widmen.
Listen sind toll!
Wenn du ein Freund von Listen aller Art bist, hast du nun einen Vorteil. Häufig verlieren wir beim Schreiben wichtige Details aus den Augen, wenn wir sie nicht notieren. Welchen Nachnamen hatte die beste Freundin deiner Protagonistin noch gleich? Waren die grünen Augen deiner Hauptfigur nicht im ersten Kapitel noch braun? Trägt deine Heldin plötzlich Stiefel, obwohl die Geschichte eigentlich im Spätsommer spielt? Ich empfehle dir, bereits vor oder während des Schreibens kleine Steckbriefe und Listen für Charaktere, Setting und Handlungsstränge anzulegen, die dir als Gedankenstützen dienen. So vermeidest du Logikfehler oder kannst sie im Nachhinein schneller finden. Gleichzeitig helfen dir die Aufzeichnungen beim Plotten der Geschichte und bei der Prüfung des roten Fadens.
Arbeite mit Testlesern
Wenn du deine Überarbeitungsrunden abgeschlossen hast, wird es Zeit für den fremden Blick. Gerade zu Beginn ist es oft aufregend, das eigene Buch zum ersten Mal aus der Hand zu geben und vielleicht kritische Anmerkungen zurückzubekommen. Aber: Kritik ist erwünscht! Es bringt dich nicht weiter, wenn deine Testleser dir rückmelden, dass „alles super“ ist und sie dein Buch „gut“ finden. Daher solltest du bei der Auswahl deiner Versuchskaninchen besser nicht auf Familienmitglieder oder enge Freunde zurückgreifen. Stattdessen kannst du dich in Schreibforen oder entsprechenden Social-Media-Beiträgen nach erfahrenen Testlesern umschauen. Folgende Fragen helfen dir bei der Auswahl:
- Liest die Person bevorzugt in meinem Genre?
- Hat sie Erfahrung im konstruktiven Testlesen?
- Ist sie zeitlich verfügbar und flexibel?
- Wirkt sie zuverlässig und engagiert?
Wichtig ist: Du solltest deine Wünsche an deine Testleser präzise formulieren und äußern. In welcher Form sollen Anmerkungen gemacht werden (Kommentare, Abschlussfeedback, Änderungsvorschläge)? Zu welchen Szenen, Figuren oder Passagen wünscht du dir gesonderte Rückmeldungen? Es kann hilfreich sein, vorab einen Fragebogen zu erstellen, den du deinen Testlesern zusammen mit dem Manuskript zusendest. Ob und wie du deren Vorschläge schließlich einarbeitest, bleibt natürlich dir überlassen. Testleser spüren vor allem kleinere Logikfehler, langatmige Stellen oder schwer verständliche auf Sätze und teilen dir allgemeine Leseeindrücke mit.
Zum Abschluss noch ein wichtiger Hinweis: Testleser ersetzen nicht das professionelle Lektorat. Sie verfügen weder über die entsprechende Weiterbildung und Expertise noch die mehrjährige Erfahrung, die Lektorinnen und Lektoren mitbringen. Letztere beurteilen detailliert den Spannungsbogen, die Charakterentwicklung und den roten Faden deines Romans. Sie prüfen die Struktur der Absätze, Kapitel und des gesamten Textes, straffen Dialoge und achten auf einen angemessenen Schreibstil. Auf ein Lektorat solltest du daher bei einer Veröffentlichung keinesfalls verzichten!
Redaktionell verantwortlich
Ich hoffe, mein kleiner Wegweiser durch den Textdschungel hat dir Mut gemacht, die Überarbeitung deines Textes anzugehen; Ich bin sicher, du findest deinen eigenen Flow. Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst. Viel Erfolg!