“Sprechen Sie mit meinem Agenten.” Was zuerst wie das Zitat einer Hollywood-Schauspielerin klingt, die jemanden abwimmeln will, ist auch in der deutschen Buchbranche Realität. Literaturagenturen bestimmen zu einem hohen Grad, welche deutschen Autoren die heißbegehrten Programmplätze großer und mittlerer Verlage ergattern.
Aber was hat es mit Literaturagenturen auf sich, woher weiß ich, welche zu mir passt und am Wichtigsten: Wie bewerbe ich mich mit meinem Manuskript?
Inhaltsverzeichnis
Wozu eine Literaturagentur?
Die Literaturbranche hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Zwei der Haupteinflussfaktoren sind zweifelsohne a) die starke mediale Konkurrenz (z.B. Netflix), die sich negativ auf Buchverkäufe auswirkt, und b) der Trend zum Schreiben: Mehr Menschen denn je wollen ihren Traum, Autor zu werden, verwirklichen. Viele gehen ins Self-Publishing. Dennoch werden Verlage das ganze Jahr über mit mehr oder weniger veröffentlichungsreifen Manuskripten bombardiert.
Die Konkurrenz um die Programmplätze ist groß – zumal ein großer Teil nach wie vor aus dem Ausland eingekauft wird. Aufgrund der Manuskriptflut nehmen größere Verlage keine unverlangt eingesandte Manuskripte mehr an (oder lesen sie einfach nicht). Wie also die Aufmerksamkeit des Lieblingsverlags erregen?
Mit einem Branchenkenner an deiner Seite, der ganz zufällig auch gute Kontakte in der Buchwelt hat. Literaturagenten haben oftmals viele Jahre in großen Verlagen gearbeitet, ehe sie sich selbständig gemacht haben. Sie wissen, wie Verlage ticken und nach welchen Stoffen sie aktuell suchen. Verlage wiederum schätzen die Zusammenarbeit mit Agenturen, weil sie eine gewisse “Vorauswahl” für sie übernehmen: Sie können sich darauf verlassen, dass die Manuskripte, die ihnen von einem Agenten vorgestellt werden, um ein vielfaches besser sind als 90 % der uneingesendeten Manuskripte, die bei ihnen eingehen.
Kurz gesagt: Ein Literaturagent ist dein Sprungbrett ins Programm eines großen Verlags! Natürlich bestätigen Ausnahmen hier die Regel.
Was machen Literaturagenturen?
Jede Literaturagentur ist anders. Es gibt wahrscheinlich nur zwei Kern-Eigenschaften bzw. -Aufgaben, mit denen man alle auf einen Nenner bringen kann. Sie:
- vermitteln dein Manuskript an einen passenden Verlag
- führen Vertragsverhandlungen mit dem Verlag durch, um das Beste für dich herauszuholen
Abgesehen davon arbeiten könnte deine zukünftige Agentur auch noch mit folgenden Services dienen:
- aktive Arbeit am Manuskript und/oder Exposé
- Planung von zukünftigen Buchprojekten
- Vermittlung von “Auftragsarbeiten” von Verlagen
- Autoren-Coachings
- etc.
Während all diese Punkte eher “nice-to-have” sind, handelt es sich bei den ersten zwei aufgeführten Aufgaben um die stärksten Argumente, mit einer Literaturagentur zusammenzuarbeiten. Nicht nur vermitteln sie sich an einen Verlag, bei dem du andernfalls vielleicht keine Aufmerksamkeit bekommen hättest (geschweige denn eine Zusage). Sie sorgen auch für eine bessere Verhandlungspositionen im Verlagsvertrag und handeln dir beispielsweise höhere Tantiemen aus.
Aber was bekommen sie dafür eigentlich?
Die Sache mit dem Geld
Natürlich ist eine Agentur ein wirtschaftliches Unternehmen, das aus seinen Dienstleistungen Profit schlagen will und muss, um weiterbestehen zu können. Das bedeutet, dass sie anteilig (15 – 20 %) an deinen Tantiemen beteiligt werden. Oder auch: Sie verdienen erst, wenn du etwas verdienst! Und: Du musst keinen Cent an sie bezahlen. Stattdessen bekommt deine Agentur deine Tantiemen vom Verlag, zieht ihren eigenen Anteil ab und leitet den Restbetrag an dich weiter.
Bevor du weiterliest, gibt es eine Sache, die du vor deiner Agentursuche und -bewerbung unbedingt beachten solltest:
§1: Geld fließt immer nur VOM AGENTEN ZUM AUTOR – nie in die entgegengesetzte Richtung.
§2: Es gibt KEINE AUSNAHMEN von Regel 1.
§3: Falls Sie glauben, daß aus irgendeinem Grund DOCH ein Ausnahmefall vorliegt, IRREN Sie sich.
Andreas Eschbach (andreaseschbach.de)
Andreas Eschbach hat auf seiner Leserfragen zum Thema Literaturagenturen beantwortet. Schaut dort am besten als Nächstes vorbei!
Wann brauche ich keine Literaturagentur?
LitAgs sind nicht immer das Nonplusultra. Du wirst keine Literaturagentur brauchen, wenn du:
- voll im Selfpublishing veröffentlichen willst
- bei Kleinverlagen veröffentlichen willst
- bei E-Imprints der Großverlage veröffentlichen willst
Dorthin schaffst du es auch mit einer eigenen Bewerbung, ohne Tantiemen abzuknöpfen. Meistens lässt sich hier auch bei Vertragsverhandlungen nicht viel rausholen.
Meine 3 Verträge bei Literaturagenturen
Wenn du wissen willst, wie ich (nacheinander und teilweise gleichzeitig) zu meinen drei Literaturagentur-Verträgen gekommen bin, schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!
Themen dieser Folge
- Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
- Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
- Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
- Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
- Neue Wege gehen, die nicht jeder geht
Fazit
Literaturagenturen sind ein teils unerlässlicher Partner auf der Suche nach einem Verlag geworden. Da sie erst verdienen, wenn man selbst Geld am Manuskript verdient, ist das Risiko einer Zusammenarbeit gering. Grundsätzlich solltest du bei der Agentursuche darauf achten, dass die jeweilige Agentur seriös ist und zu dir passt. Die einzelnen Bewerbungsschritte nehme ich demnächst für dich unter die Lupe.
Weitere interessante Links:
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