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Literaturagentur finden in 4 Schritten

Letztens haben wir uns ausführlich mit dem Sinn und Zweck von Literaturagenturen beschäftigt. Wer inzwischen auf den Geschmack gekommen ist und die richtige Literaturagentur finden möchte, bekommt hier eine Step-by-Step-Anleitung auf dem Weg zur (hoffentlich) Zusage!

Die Bewerbung bei Literaturagenturen

1. Das Angebot sichten

person writing bucket list on book

In den letzten Jahren haben Literaturagenturen immer mehr Bedeutung erlangt, was auch der Grund dafür ist, warum es immer mehr von ihnen gibt. Einen schnellen Überblick über das Angebot liefern diverse Listen im Internet (teils leider nicht auf dem aktuellen Stand).

Einige Listen mit Literaturagenturen findet ihr hier:

Beim Sichten dieser Listen werdet ihr schnell feststellen, dass das Angebot größer ist, als man anfangs meint. Wie also die richtige Literaturagentur finden? Es bestehen wesentliche Unterschiede, nach denen ihr beurteilen könnt, ob ihr euch bei einer Agentur bewerben a) solltet oder b) wollt (siehe Schritt 2).

Hier sind Gründe dafür, eine Literaturagentur erst gar nicht in eure Liste aufzunehmen, weil eine Bewerbung keine großen Aussichtsschancen hat.

Die Literaturagentur …

  • vertritt nicht euer Genre/eure Textsorte/Bücher für eure Zielgruppe
  • ist bereits voll und nimmt aktuell keine Manuskripte an
  • macht keinen guten ersten Eindruck auf euch (Bauchgefühl!)
  • sieht nicht die gewünschte Vertragsart vor.

Mit “Vertragsart” meine ich hier das Ausmaß, in dem die Agentur euch und eure Werke vertritt. Oft erfährt man erst davon, wenn einem der Vertrag vorgelegt wird. Manche Agenturen schreiben die Info aber auch auf ihre Website. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen:

  • exklusiv: Sie vermittelt all eure Projekte und nicht nur das, mit dem ihr euch beworben habt
  • projektbasiert: Sie vertritt nur dieses eine Projekt, und ihr müsstet euch mit jedem weiteren neu bewerben bzw. eine andere Agentur dafür finden.

Achtung: Es gibt auch schwarze Schafe unter den Agenturen! Zum Beispiel, indem sie Generalabsagen verteilen und einem dann kostenpflichtige Coachings andrehen. Informiert euch unbedingt vorher über die Seriosität der Agentur. Über das DSFo oder eine einfache Google-Abfrage “Agentur XY + Erfahrungen” solltet ihr schnell fündig werden.

Am Ende der Sichtung solltet ihr eine Liste mit allen Agenturen haben, bei denen ihr euch theoretisch bewerben könntet. Wie aber die eine richtige Literaturagentur finden?

2. Die Favoriten auswählen

six white sticky notes

Zugegeben, dieser Punkt ist optional. Es hält euch niemand davon ab, euch bei allen Agenturen zu bewerben, die auch nur im Entferntesten passen könnten. Es könnte nur zum Nachteil werden, wenn manche Literaturagenturen bei der Bewerbung wissen wollen, wem ihr die Unterlagen noch angeboten habt: Eine ellenlange Liste macht sich dort auf keinen Fall gut (siehe Schritt 3).

Nur weil eine Agentur offen für euer Genre ist und gerade Manuskripte annimmt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ihr euch dort bewerben wollt. Weitere Faktoren, nach denen ihr Favoriten auswählen könnt, sind:

  • Anzahl vertretener Autoren: Wer z.B. vermeiden will, schnell zu einer Nummer zu werden, fühlt sich vielleicht bei einer kleineren Agentur besser aufgehoben
  • Klienten: Wer zu einem großen Publikumsverlag will, sollte es vielleicht nicht in erster Linie mit einer Agentur versuchen, die hauptsächlich ins mittlere oder Kleinverlagssegment vermittelt hat.
  • Referenzen: Nur weil eine Agentur theoretisch Fantasy-Manuskripte annimmt, bedeutet das nicht, dass sie auch regelmäßig welche vermittelt. Wenn du in ihren Referenzen weit und breit kein vermitteltes Fantasy-Buch findest, ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass sie mit diesem Genre nicht so erfolgreich fahren.
  • Honorar: Das hier sollte ein nachrangiger Punkt sein, da die meisten Agenturen entweder 15 % oder 20 % deiner Tantiemen verlangen, im Normalfall aber auch durch ihr Verhandlungsgeschick dafür sorgen sollten, dass du dieses Minus wieder reinholst.

Auch andere Faktoren wie z.B. die Agenturnähe zum eigenen Wohnort, können eine Rolle spielen, sind in der Regel aber nicht ausschlaggebend. Nachdem du deine Agentur-Liste auf diese Punkte geprüft hast, solltest du eine deutlich kleinere Übersicht an Agenturen haben, die du anschreiben willst. Optional kannst du dir auch eine “Back-up-Liste” erstellen: Eine Unterteilung in “A-Agenturen” oder “B-Agenturen” oder eine nach dem Ampelsystem ist z.B. denkbar.

Konzentriert euch nicht nur auf die “großen Drei” unter den Literaturagenturen. Diese sind meistens sehr überlaufen und nehmen z.B. prinzipiell keine Debütanten an. Streut also breit und gebt auch kleineren Agenturen eine Chance – nicht zuletzt, weil ihr dann auch größere Chancen auf eine Zusage habt.

Jetzt, wo das geschafft ist, geht es ans Eingemachte.

3. Die Bewerbung versenden

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Die “goldenen Drei” einer jeden Bewerbung bei Verlag oder Literaturagentur sind:

  • das Exposé
  • die Leseprobe (selten: das Gesamtmanuskript)
  • die Autorenvita (+ ggf. Bibliographie)

Genau wie bei einer Verlagsbewerbung solltest du darauf achten, dass deine Unterlagen so perfekt wie möglich sind. Das bedeutet: vollständig, frei von Tippfehlern, von Freunden oder Testlesern auf Logikfehler oder Unverständlichkeiten gegengelesen. Und nicht zuletzt sollen sie ein gutes Bild von dir (Vita) und deinem Manuskript (Exposé und Leseprobe) machen.

Klingt wie eine Sisyphos-Aufgabe? Keine Sorge! In den kommenden Wochen werde ich ausführlich über jedes Dokument sprechen. Wir schaffen das!

Eine weitere Besonderheit bei manchen Agenturen besteht darin, dass sie eine Liste mit allen Agenturen und Verlagen haben wollen, bei denen du bisher dein Glück versucht hast. Zumindest bei den Verlagen solltest du ehrlich sein, da sie dein Manuskript nicht unwissentlich einem Verlag anbieten wollen, das es schon einmal abgelehnt hat (im besten Fall wäre dein Manuskript in dieser Hinsicht aber ohnehin noch “jungfräulich”).

Was die Transparenz bzgl. anderer Agenturen betrifft, gibt es keinen vertretbaren Grund, weshalb die Agentur dies erfahren müsste. Du kannst ihnen a) also die Warhheit sagen, b) den Passus ganz weglassen oder (mein Favorit) c) andeuten, dass das Manuskript parallel anderen Agenturen vorgestellt wird, ohne diese namentlich zu nennen.

Das Einzige, was ich nicht empfehle, ist es, der Agentur vorzugaukeln, du würdest ihr ein Exklusivangebot machen.

Deine tollen, herausgeputzten Unterlagen rundest du am Besten mit dem perfekten Anschreiben ab.

4. Warten!

Für viele ist das hier mit Abstand der schlimmste Part. Die meisten Agenturen geben eine Rückmeldezeit von vier bis zwölf Wochen und länger an – falls sie überhaupt antworten. Das kann sich schon mal eine Weile ziehen. Hier ein paar Vorschläge, um die Wartezeit zu überbrücken:

  • Schreib das nächste Manuskript: Ich weiß, dass du es auch willst
  • Halte dich mit Kurzgeschichten über Wasser: Viele Ausschreibungen warten auf dich
  • Vielleicht ist auch eine Verlags-Challenge bzw. ein Wettbewerb das Richtige für dich
  • Lenke dich mit etwas buchiger Satire ab.

Meine 3 Verträge bei Literaturagenturen

Wenn du wissen willst, wie ich (nacheinander und teilweise gleichzeitig) zu meinen drei Literaturagentur-Verträgen gekommen bin, schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!

Themen dieser Folge

  • Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
  • Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
  • Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
  • Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
  • Neue Wege gehen, die nicht jeder geht

Viel Erfolg!

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Agentursuche und -bewerbung. Lass gern jegliche Fragen, Anmerkungen, Wünsche, Kritik, etc. in den Kommentaren da, und ich gebe mein Bestes, um zu helfen!

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2 Gedanken zu „Literaturagentur finden in 4 Schritten

  1. Vielleicht eine blöde Frage, aber wenn ich unter Pseudonym schreibe, muss ich dann auch meinen richtigen Namen im Exposé angeben oder reicht das Pseudonym?

    1. Hi Helen,
      das ist an sich in diesem ersten Schritt Geschmackssache. Du musst deinen Klarnamen nicht zwangsläufig schon im Exposé angeben. Sollte es zu einer Zusage kommen, wirst du aber spätestens zum Vertragsschluss einen Namen angeben müssen, mit dem du rechtlich in der Lage bist, Verträge zu schließen, d. h. deinen Klarnamen oder ein in den Personalausweis eingetragenes Pseudonym. [Keine Rechtsberatung.]
      Viele Grüße
      Annie Waye

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