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Druckkostenzuschussverlag (DKZV): Was ist das?

“Ich will ein Buch veröffentlichen, was sind die Kosten?” So oder so ähnlich klingt die Frage, die vielen Autoren im Kopf herumschwirrt – spätestens dann, wenn sie ein Vertragsangebot von einem Verlag bekommen, der ihnen ihre Buchveröffentlichung saftig in Rechnung stellen will. Wenn dir das passiert (ist), bist du an einen Druckkostenzuschussverlag (DKZV) geraten. Aber was ist das, und was gibt es dabei zu beachten?

Wie Verlage arbeiten (sollen)

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Bevor wir uns mit Druckkostenzuschussverlagen beschäftigen, sollten wir uns erst einmal vergegenwärtigen, was eigentlich normale Verlage sind und was man von ihnen erwarten kann.

Laut Duden ist ein Verlag ein “Unternehmen, das Manuskripte erzeugt und erwirbt, daraus vorwiegend Druck-Erzeugnisse herstellt und diese vorwiegend über den Buchhandel verkauft”.

So weit, so gut, aber was heißt das für den Autor?

Wenn du mit einem seriösen Verlag zusammenarbeitest, sind folgende Leistungen (mindestens) inklusive:

  • Prüfung des Manuskripts (ist schon geschehen, wenn du die Zusage bekommst)
  • Lektorat
  • Korrektorat
  • Cover
  • Buchsatz
  • Herstellung
  • Marketing und Vertrieb

Das sind so einige Dinge, die der Verlag für dich übernimmt. Deshalb stellt man sich vor allem in vielen Autoren-Foren die Frage: Wie viel kostet eine Buchveröffentlichung bei einem Verlag überhaupt?

Die Antwort ist: NICHTS. Zumindest nicht bei einem seriösen Verlag! Alle oben aufgeführten Leistungen sind kostenlos. Sie werden dir abgenommen, ohne dass du einen Cent dafür bezahlen musst.

Oder in anderen Worten: Das Geld fließt nur vom Verlag zum Autor (Tantiemen), aber niemals andersherum! Unter keinen Umständen. Es gibt keine Ausnahmen.

Die DKZV-Falle

green and white typewriter on blue textile

Und genau da kommen DKZV ins Spiel. Druckkostenzuschussverlage, die dich für deine Veröffentlichung bezahlen lassen wollen. Hier gibt es zwei große Maschen:

Masche A: Der Verlag macht dir ein Vertragsangebot, in dem er die oben genannten Leistungen aufführt und dir eine (mindestens vierstellige Summe) berechnet. Im dreistesten Fall wird hier noch gesagt, das seien “branchenübliche” Konditionen, z. B. für “neue, unbekannte Autoren”, die sie trotzdem “fördern” wollen.

Masche B: Die Veröffentlichung an sich ist kostenlos, aber du wirst dazu verpflichtet, eine Mindesanzahl von Büchern (auch da sind wir grundsätzlich im drei- bis vierstelligen Bereich) selbst abzunehmen und weiterzuverkaufen. Damit bereichert sich der Verlag also auch an dir, weil du dir deine eigenen Bücher kaufst und schlimmstenfalls nicht wieder verkaufen kannst.

Beide Fälle sind Abzocke. Sie sind weder branchenüblich noch sind die Verlage, die dahinterstehen, seriös!

Weitere typische Maschen findest du hier.

DKZV angeln sich auch gerne Autoren, indem sie Kurzgeschichten-Wettbewerbe ausschreiben. Diese sind manchmal kostenpflichtig, manchmal kostenlos. Die Autoren, die dort in der Anthologie landen, kommen (unwissentlich) mit einem DKZV in Kontakt und gelangen ihnen so ins Netz. Von da aus ist es für viele nur noch ein winziger Sprung, ein Buch bei dem DKZV veröffentlichen zu wollen – natürlich, nachdem der Druckkostenzuschussverlag einem versichert hat, dass es völlig normal ist, für seine Buchveröffentlichung zu bezahlen (ist es nicht!)

Was ist an DKZV so schlimm?

book near eyeglasses and cappuccino

Man könnte meinen, vor allem in Fall 1 gibt es nichts zu bemängeln, weil man schließlich Lektorat, Cover, etc. bekommt. Aber: Jeder seriöse Verlag wird diese Leistungen kostenlos erbringen. Das ist nämlich branchenüblich.

Das Schlimme an DKZV ist, dass ihr Ziel es nicht ist, Geld über die Leser (Buchkäufer) zu verdienen, sondern über die Autoren. Das bedeutet wiederum, dass sie es überhaupt nicht nötig haben, bei ihren Büchern eine gute Qualität sicherzustellen: Schließlich haben sie sich dann schon so gut am Autor bereichert, dass sie ihre Kosten schon wieder reingeholt haben, ohne ein einziges Buch zu verkaufen.

Bedeutet: Sie werden sich nicht bemühen, dein Buch zu verkaufen.

Konkret heißt das: Beim Lektorat und Korrektorat kannst du keine gute Arbeit erwarten. Die Cover sehen bei den meisten DKZV einfach nur grottig aus, und du wirst niemals ein DKZV-Buch in einer örtlichen Buchhandlung stehen sehen. Genauso wenig, wie du Werbung dafür sehen wirst.

Das bedeutet: Bevor du einen Vertag bei einem DKZV unterschreibst, kannst du dein Geld gleich zum Fenster rauswerfen. Da besteht wenigstens noch die Chance, dass es jemand findet und besser investiert als du.

DKZV und Selfpublishing

white book page with black background

Jetzt könnte man sich die Frage stellen, warum DKZVs schlimm und Selfpublishing völlig in Ordnung ist. Der Unterschied liegt darin, dass du bei SP-Anbietern Folgendes hast:

Die Kontrolle über Kosten und Leistungen: Weil du derjenige bist, der diese Leistungen in Auftrag gibt. Du kannst dich vorab von der Qualität von Lektorat, Coverdesigner, etc., überzeugen und stellst dein eigenes Budget mit deinen eigenen Anforderungen auf.

Eine Garantie für einen gewissen Qualitätsstandard: Ergibt sich aus dem ersten Punkt.

Dieselben Rechte, aber keine Pflichten wie bei DKZV: Das äußert sich allein schon daraus, dass du eine höhere Marge bekommst. Die SP-Dienstleister nehmen kein so großes Stück vom Kuchen wie DKZV und fordern keine Mindestabnahmemengen o. Ä..

u. U. eine größere Reichweite: Viele SP-Dienstleister wie BoD und twentysix bieten Zusatz-Service-Pakete an, mit denen sie Werbung für dich machen, dich in die Presse oder Buchhandlung bringen. Kein DKZV wird das machen, weil sie durch dich als Autor schon genug verdient haben.

Ein besseres Image als Autor: Ein DKZV in der Bibliographie macht sich für zukünftige Verlagsbewerbungen nicht so gut! Das kann ich dir versprechen.

Woran erkenne ich einen DKZV?

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Am einfachsten ist es, wenn du dir die Liste deutscher Druckkostenzuschussverlage ansiehst und ggf. mit deiner Verlagsliste abgleichst. Wer auf dieser Liste vorkommt, sollte sofort aus deiner Auswahl herausfallen.

Ansonsten gibt es noch eindeutige und zweideutige Formulierungen auf den Verlags-Websites, die dich ins Stutzen bringen sollten, z.B.

  • “Verlag für Neuautoren”
  • “Verlag sucht Autoren”
  • Pseudo-verständnisvolle Texte à la “Du bekommst woanders nur Absagen? Wir nehmen dein Manuskript!”
  • Zusendung von “Informationspaketen” und “Autoren-Informationen”
  • Die explizite Angabe eines “Kostenzuschusses” / “Finanzierungsbeitrages” plus Rechtfertigungen, warum es in Ordnung sei, das von Autoren zu verlangen

Eine alternative Übersicht findest du auf der Website des Aktionsbündnisses faire Verlage (FAIRLAG).

DKZV – und jetzt?

opened book on grass during daytime

Zusammenfassend lässt sich sagen: Du willst nicht mit einem Druckkostenzuschussverlag zusammenarbeiten. Bitte tu deinem Manuskript das nicht an. Es hat Besseres verdient, genau wie du. Hier ein Punkte-Plan, wie du vorgehen solltest:

  1. Wenn sich einer deiner favorisierten Verlage als DKZV entpuppt – Finger weg!
  2. Wenn du ein Vertragsangebot von einem DKZV bekommen hast – ablehnen und Kontakt abbrechen.
  3. Informiere dich und andere über DKZV und seriöse Verlage, am besten auf den hier verlinkten Websites und meinen anderen Blogposts zum Thema Verlagssuche
  4. Such dir einen seriösen Verlag

Du hast ein scheinbar unseriöses Vertragsangebot bekommen? Reiche dieses unbedingt auf der Website von FAIRLAG ein, um beim Kampf gegen unseriöse Verlage zu unterstützen!

Wie komme ich an einen seriösen Verlag?

Wenn du meine konventionellen und unkonventionellen Wege kennenlernen willst, an Verlagsverträge zu kommen (ohne Agentur!), schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!

Themen dieser Folge

  • Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
  • Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
  • Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
  • Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
  • Neue Wege gehen, die nicht jeder geht

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