Wer viel Zeit auf Facebook und Instagram, insbesondere in der “Buch-Bubble” verbringt, muss nur an den richtigen Ecken und Enden suchen, um auf großen Support für Selfpublisher (und Kleinverlage) zu stoßen. Doch leider handelt es sich dabei um nicht mehr als das: Eine Bubble, die sich vom Rest des Buchmarkts abhebt.
Nachdem ich sieben Bücher bei Verlagen veröffentlicht habe, habe ich mich an mein erstes richtiges Selfpublishing-Projekt gewagt: Meinen Liebesroman Im Schatten schimmert das Licht. Der Zuspruch aus Richtung Lesern war enorm und hat mich wirklich überwältigt – doch im Rest des Buchmarkts zeichnete sich ein ganz anderes Bild ab.
Bücher an den Mann bringen als Selfpublisher?
Wer frisch ins Selfpublishing startet, hat mit vielen Ängsten und Zweifeln zu tun. Allen voran die Frage: Die kann ich die Reichweite meiner Bücher nachhaltig erhöhen? Beispielsweise: Durch eine Präsenz im stationären Buchhandel oder eine Kooperation in Sachen Signieraktion/Special Editions. Wenn es nur so einfach wäre.
“… die Bücher ja nicht remittierbar sind.”
– eine Buchhandlung, die wohl nicht so gut informiert ist
Dieser Satz betrifft vor allem Schreibende, die über einen Print-on-Demand-Anbieter wie BoD veröffentlichen. Hier hält sich das hartnäckige Gerücht, Bücher seien im Falle eines Nicht-Verkaufs nicht durch Buchhandlungen remittierbar. Da man kein Risiko eingehen möchte, holt man es sich erst gar nicht. Ein fataler Trugschluss.
“… sich die Bücher ja nicht so gut verkaufen wie bei Verlagsbüchern, wo auch Marketing dahintersteht. Nein, danke!”
– ein Kooperationspartner, mit dem ich vorher oft bzgl. meiner Verlagsbücher zusammengearbeitet habe
Wie viel Marketing-Budget ich tatsächlich habe oder wie ich es einzusetzen gedenke, wurde ich übrigens erst gar nicht gefragt.
Sich weiterentwickeln als Selfpublisher?
Selbstverständlich will man nicht nur im Selfpublishing auf der Stelle treten und schon mal für die Zukunft seiner Manuskripte vorsorgen: Zum Beispiel, indem man sich eine Literaturagentur sucht oder einen Hörbuch-Deal für seine SP-Projekte einfädelt. Na ja – zumindest in der Theorie.
“… die sich ja dann sowieso nur auf ihre SP-Projekte konzentrieren und ihre Verlagsprojekte vernachlässigen.”
– eine Literaturagentur
Zugegeben, viele Literaturagenturen suchen händeringend nach Gründen, Autoren abzulehnen. Das hier ist so ein Paradebeispiel.
“… die ja kein Marketing machen, auf dem wir aufbauen könnten.”
– mehrere Hörbuchverlage
Siehe “ein Kooperationspartner”.
Die Selfpublishing-Ernüchterung
In der “Wir supporten SPler!”-Bookstagram-Bubble konnte ich fast vergessen, wie die Realität da draußen aussieht.
Ja, es gibt viele Selfpublisher, auf die o. g. Zitate à la “Kein Marketing, verkauft sich nicht” zutrifft, aber hey, meine Verlagsbücher haben sich z. B. auch nicht alle gleich gut verkauft. Man kann hier keine Schwarz-Weiß-Malerei zwischen Verlags- und SP-Büchern betreiben.
Für Im Schatten schimmert das Licht habe ich wahrscheinlich ein größeres Marketingbudget, als meine Verlage für alle meine Bücher zusammen ausgegeben haben. Man müsste die Selfpublisherin ja bloß mal fragen, wie es budgettechnisch aussieht. Aber das machen wir nicht, denn falsche Annahmen zu treffen, ist um einiges leichter.
Ich schreibe gerne 10+ Romane im Jahr, selbst wenn ich mich mehr auf SP konzentrieren würde, würden Verlagsbücher trotzdem nicht auf der Strecke bleiben. Aber hey, lass einfach die Annahme treffen, dass es so ist.
Diese Zitate stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Realität dar – einer traurigen Realität, von der ich gedacht hätte, dass sie im Jahr 2022 nicht mehr allzu grau für Selfpublisher ist. Weit gefehlt.
Ich finde es toll, dass SPler auf Bookstagram & Co. so gut unterstützt werden. Jetzt wäre es nur mal an der Zeit, dass auch der Rest der Branche aufwacht – weil genau das die Hürden sind, die uns immer noch das Leben schwer machen.
“Im Schatten schimmert das Licht” erschien am 20.05. im Selfpublishing. Vielleicht willst du es dir ja trotzdem holen. Aber das wäre ja utopisch, oder?
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