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Signieraktionen, Goodies und farbige Buchschnitte: Ist “nur ein Buch” nicht mehr gut genug?

Die Buchbranche ist nicht erst seit Corona überlaufen. Immer mehr Autoren, Verlage und Bücher fluten den Markt und machen zwei Dinge besonders schwer: Die Auswahl (für den Leser) und das Herausstechen (für das Buch). Vor allem auf Instagram wird man Zeuge von den vielen Mechanismen, die genutzt werden, um auf dem Markt herauszustechen. Meistens lässt es sich damit zusammenfassen, dass es “mehr” gibt als nur das Buch.

  • Das Buch mit Signatur
  • Das Buch mit farbigem Buchschnitt
  • Das Buch mit exklusiven Illustrationen
  • usw.

Das sind gute Gedanken: Man macht Leser mit Add-ons auf sein Buch aufmerksam. Optik und Haptik spielen in der Marketingpsychologie eine große Rolle, die Menschen lieben schöne Dinge und Dekorationen, und von daher ist es nur naheliegend, dass sich mit solchen Extras mehr Leser anlocken lassen als ohne. Nur leider funktioniert das mit dem Herausstechen nur, solange es nicht alle machen. Und honestly, die Anzahl der signierten, farbig buch-beschnitteten Bücher mit exklusiven Illustrationen steigt geradezu inflationär.

Recap: Exklusivausgaben mit farbigen Buchschnitten

Das sieht man vor allem am Erfolg, den Anbieter wie die Bücherbüchse gerade feiern. Ich selbst durfte im Sommer eine Exklusivausgabe von FATEFUL KISS mit Spezial-Buchschnitt bei ihnen signieren (siehe Beitragsbild) und ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Die Bücherbüchse war der erste Anbieter, der überhaupt farbige Buchschnitte hat drucken lassen. Von ein paar ausgewählten Büchern konnten sie bald immer mehr Neuerscheinungen mit dieser Besonderheit anbieten – und andere Anbieter von Buchboxen sowie Verlage sind nachgezogen. Prinzipiell war ich sehr froh, diese Sonderausgabe zu bekommen, weil ich so Käufer gewonnen habe, die das Buch andernfalls vielleicht nicht gekauft hätten. Wobei das nicht unbedingt (nur) am Farbschnitt lag, sondern auch an der Tatsache, dass es in einer Buchbox enthalten war, deren Inhalt man vorher nicht erfahren hat.


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Wie soll es weitergehen?

Inzwischen ist Instagram voll von solchen Exklusivausgaben, und auch im stationären Buchhandel werden es allmählich mehr. Die Frage ist: Wie will man da noch herausstechen? Auf welche Weise könnte man nochmal eins drauflegen? Ich persönlich kann mir nicht mehr viele Erweiterungen vorstellen. “Das Buch und noch eine Kurzgeschichte? Das Buch und noch ein anderes Buch gratis dazu”? “Das Buch und einen Wellness-Gutschein”? Puh!

Das größte Problem bei diesem gegenseitigen Übertrumpfen ist ja, dass man letzten Endes erst recht den Überblick verliert und den Fokus weg vom Wesentlichen (dem Buch bzw. der Geschichte darin) lenkt und hin zu fancy Gimmicks, die eigentlich überhaupt nichts mit dem Hauptverwendungszweck von Büchern (= gelesen zu werden) zu tun haben. Sollte es in erster Linie nicht um die Geschichte gehen und nicht um irgendwelche optischen Buchzierden? Bücher sind schließlich hauptsächlich Bücher und keine Deko-Objekte.

Manchmal frage ich mich dann schon: Ist ein einfaches Buch nicht mehr gut genug?

Verlagsgeflüster

Ein bisschen mehr Hintergrund-Infos zum Thema: Auch meine Verlage beginnen, sich solche Gedanken zu machen. Je mehr Special Aktionen man bei Instagram sieht, desto mehr Autoren fragen an, ob so was für sie nicht auch drinnen wäre. Das Problem ist, wenn alle alle so was machen, ist es wieder nicht besonders, man sticht nicht heraus, man generiert keine zusätzlichen Käufe und letzten Endes rentiert sich der Spaß dann gar nicht mehr. Dann werden Buchschnitte & Co. kein „Plus“ mehr, sondern eigentlich nur der Standard. Ich merke es ja selbst, dass ich un-be-dingt für jedes meiner Bücher eine Besonderheit (Signieraktion, Buchbox, etc.) haben will, weil ich sonst schnell zur Schlussfolgerung komme, dass es dann nicht „besonders genug“ oder „attraktiv genug“ ist. Das ist absolut unsinniger Schwachsinn, und ich glaube, dass die Instagram-Bubble, in der man ja von allen Seiten mit Specials zugedröhnt wird, ein großer Grund dafür ist, dass Autoren und Verlage allmählich mehr über Äußerlichkeiten grübeln als über den Inhalt der Bücher.

Auffallen im Buchmarkt

Versteht mich nicht falsch, ich verurteile keine Farbschnitt-Käufer o. Ä. Ich frage mich einfach nur, wo dieser Trend noch hinführen soll, für uns bücherproduzierende Zunft. Als Autor überlegt man ja ständig, was man den Lesern denn *noch* bieten kann. Diesen Gehirnschmalz sollten wir uns aber eigentlich für den Inhalt zwischen den Buchdeckeln bewahren. Das fällt uns aber zunehmend schwerer, je mehr andere Autoren und Verlage mit “mehr” aufwarten und mit ihren Büchern deutlich mehr auffallen. Und genau das ist das Wichtigste in Sachen Verkauf: Auffallen. Denn ohne Aufmerksamkeit, kein Kauf. Und das Aufmerksamkeitsbudget einer jeden Kundengruppe ist begrenzt.

Nichtsdestotrotz: So schön der farbige Buchschnitt oder die Illu auch ist – so etwas kann letzten Endes nie über einen nicht überzeugenden Inhalt hinwegtäuschen.

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