Dein Manuskript ist fertig und so perfekt gemacht wie möglich. Du hast dir ein paar Verlage rausgesucht und dein Buch voller freudiger Erwartung losgeschickt. Doch dann passiert das, wovor kein Autor verschont bleibt: Du bekommst eine Absage. Vielleicht trudelt sogar eine nach der anderen bei dir ein. Oftmals bekommt man nicht einmal ein Absageschreiben, sondern einfach nur keine Antwort.
Eine Frage, die uns allen dann durch den Kopf geistert, ist: Woran liegt es? Warum hat mir der Verlag eine Absage für mein Manuskript gegeben? Nur in den seltensten Fällen werden Absagen begründet. Deshalb will ich euch heute fünf Gründe aufzeigen, die den Verlag vielleicht zur negativen Entscheidung bewegt haben könnten.
Inhaltsverzeichnis
1. Verlags-Absage wegen Programmplanung
Egal, was andere sagen, und egal, was du selbst glaubst: Der wahrscheinlich häufigste Absagegrund von Verlagen ist, dass dein Manuskript nicht ins Programm passt. Dieser Absagegrund lässt sich in verschiedene Ausprägungen aufteilen:
Verlagsprogramm: Das Genre passt nicht
Es sollte die Grundvoraussetzung deiner Verlagsbewerbung sein, dass du dich eingehend mit dem Verlagsprogramm beschäftigt hast. Es ist auch selbstverständlich, dass du einem Verlag kein Manuskript in einem Genre schickst, das er überhaupt nicht verlegt. Aber auch innerhalb der Genres gibt es verschiedene Abstufungen, die du berücksichtigen musst. Beispielsweise könnten Verlage Young Adult Fantasy, aber keine Romantasy verlegen. Wieder andere machen gerne Liebesromane, aber kein New Adult.
Also: Sieh dir am besten an, welche Bücher bereits im Verlag erschienen sind. Haben sie ein ähnliches Genre oder Thema wie deines? Dann kannst du es mit einer Bewerbung versuchen – und dieses Wissen gleich effektiv im Exposé einsetzen.
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus!
Verlagsprogramm: Die Zielgruppe passt nicht
Bei dieser Absage des Verlags gilt dasselbe wie für das Genre. Wenn ein Verlag Liebesromane für eine Zielgruppe Frauen ab 40 Jahren verlegt, wird er mit deinem College-Romance-Manuskript wenig anfangen können. Auch hier gilt: Einfach das Verlagsprogramm sichten und nach vergleichbaren Titeln suchen.
Das Wort Zielgruppe jagt dir kalte Schauer über den Rücken? Hier habe ich ein paar Mythen revidiert.
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus!
Verlagsprogramm: Zu große Ähnlichkeit
Die größte Passung bringt nichts, wenn der Verlag schon ein Buch verlegt hat, das sehr große Ähnlichkeiten zu deinem aufweist. Deine College-Romance hat also auch dann schlechte Chancen, wenn sich bei dem Verlag, bei dem du dich beworben hast, eine ähnliche College-Romance in den Startlöchern befindet. Bei diesem Absagegrund kannst du absolut nichts für die Verlags-Absage, weil du ja keine Insider-Infos über das zukünftige Verlagsprogramm hast (es sei denn, es wurde schon veröffentlicht bzw. angekündigt).
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus!
Verlagsprogramm: Programmänderungen
Wenn dein Lieblingsverlag bisher immer New Adult verlegt hat, könnte er dir auch eine Absage schicken, weil er beschlossen hat, New Adult zukünftig aus dem Programm zu nehmen. Er könnte aber auch Änderungen an der Zielgruppe vornehmen oder sich z.B. dazu entscheiden, mehr Auslandslizenzen zu erwerben. Daraus folgen die Punkte 1 bis 3. Auch hier konntest du natürlich nicht wissen, dass diese Programmänderung geplant war.
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus! Also aufstehen und weitermachen!
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2. Verlags-Absage wegen falschem Zeitpunkt
Manchmal kommt dein Manuskript einfach nicht zur richtigen Zeit. Wie schon beim Unterpunkt “zu große Ähnlichkeit” kann es passieren, dass dein Manuskript einfach aus Timing-Gründen abgelehnt wird.
Das beste Beispiel hierfür ist Corona. Durch Corona wurde auch die Buchbranche ziemlich aufgerüttelt. Die Verkäufe sind eingebrochen, Veröffentlichungstermine wurden verschoben, anderen Autoren wurde die Veröffentlichung sogar ganz abgesagt (!). Wenn du in den letzten Monaten also viele Absagen eingeheimst hast, kann es einfach daran liegen, dass sich bei den Verlagen schon extrem viele Veröffentlichungen angestaut haben, das Programm für die nächsten Jahre längst feststeht und sie einfach keine Kapazitäten mehr haben.
Auch in anderen Fällen kann das beste Manuskript abgelehnt werden, wenn das Thema derzeit einfach überhaupt nicht gefragt ist.
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus!
3. Verlags-Absage durch formalen Ausschluss
Dieser Absagegrund kommt wahrscheinlich sehr selten vor. Ja, es gibt Vorgaben, wie lang dein Exposé und deine Leseprobe sein soll und in welchem Format / auf welchem Weg du die Unterlagen einreichen sollst. Aber ich glaube, dass viele Lektoren hier ein Auge zudrücken.
Wenn dein Exposé einen Absatz länger als erlaubt ist, ist das kein Problem. Genauso wenig, wenn die Leseproben fünf Seiten zu lang oder zu kurz ist.
Ein Problem kann höchstens das Dateiformat darstellen. Allein schon aus Sicherheitsgründen werden manche Lektoren Dateien, die nicht im gewünschten Format eingegangen sind, überhaupt nicht erst öffnen.
Deshalb: Genau lesen und die Anweisungen befolgen. Sie stehen nicht ohne Grund auf der Verlagswebsite.
Dieser Absagegrund sagt nichts über die Qualität deines Manuskripts aus!
4. Verlags-Absage wegen mangelnder Qualität
Inzwischen sollte sich mein Mantra in dein Gehirn eingebrannt haben: Die meisten Absagegründe sagen nichts über die Qualität deines Manuskripts aus. Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Absagen auf dieser Basis gibt.
Wenn du eine Absage bekommst und alle anderen Gründe ausschließen kannst, solltest du noch mal in dich gehen und dein Manuskript überprüfen, vor allem hinsichtlich Plot, Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Es bringt nichts, zu sagen “Das richtet dann schon der Lektor”, denn Lektoren haben auch nur eine bestimmte Schmerzgrenze, und wenn ein Manuskript vor Fehlern strotzt, wird sich von vornherein niemand darauf einlassen – egal, wie gut die Geschichte ist.
Du solltest dein Manuskript auf jeden Fall noch mal überarbeiten und Testlesern geben. Dasselbe gilt für das Exposé als Aushängeschild deines Manuskripts.
Wenn du dir ganz sicher bist, dass deine Qualität optimal ist, versuch es weiter (aber bitte bei anderen Verlagen. Nur die wenigsten prüfen dasselbe Manuskript zweimal).
5. Verlags-Absage wegen Followern
“Ich habe eine Absage bekommen, weil ich nicht genügend Follower habe” ist eine Aussage, die man vor allem bei Bookstagram (Buchcommunity auf Instagram) zu hören bekommt. Hier scheiden sich die Geister, denn nur den wenigsten wird bei der Absage deutlich gemacht werden, dass es an den Followern liegt.
Fakt ist aber: Es kann sein. Vor allem kleinere und neuere Verlage haben große Probleme damit, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Deshalb suchen sie aktiv nach Autoren, die auch bereit sind, etwas Zeit und Aufwand ins (Social-Media-)Marketing zu investieren. Wer eine hohe Followerzahl mitbringt, macht in dieser Hinsicht gleich einen besseren Eindruck.
Das bedeutet aber nicht, dass du viele Follower brauchst, um einen Buchvertrag zu ergattern. Auf gar keinen Fall! Denn die Qualität geht immer vor!
Meine Erfahrungen: an Verlagsverträge kommen
Wenn du meine konventionellen und unkonventionellen Wege kennenlernen willst, an Verlagsverträge zu kommen (ohne Agentur!), schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!
Themen dieser Folge
- Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
- Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
- Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
- Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
- Neue Wege gehen, die nicht jeder geht
Fazit
Was bei all diesen Gründen zusätzlich durchscheint, ist: Die Geschmäcker sind verschieden. Ich habe schon auf dasselbe Manuskript verschiedene Feedbacks von Leuten bekommen, die meine Prota a) sehr sympathisch oder b) sehr unsympathisch fanden. Andere fanden meinen Schreibstil a) sehr flüssig oder b) etwas holprig. Sie haben dasselbe Manuskript in derselben Version gelesen.
Merke dir: Es braucht nur einen einzigen Menschen (Lektor), der dein Manuskript gut findet, um es bis zur Veröffentlichung zu bringen.
Also lass dich von Absagen nicht verunsichern. Nimm sie als Ansporn, es noch weiter zu versuchen. Es gibt so viele Verlage da draußen, und es gilt nur, den richtigen Deckel zu deinem Topf zu finden.
Gib nicht auf!
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