Willkommen zu meiner Reihe “Fantasy-Jugendbuch schreiben”. In neun Teilen führe ich euch nach und nach an euer erstes Fantasy-Buch für Jugendliche heran. Aber auch andere, die in anderen Genres und/oder für eine andere Zielgruppe schreiben, können sicherlich einige Tipps mitnehmen. Heute geht es um die Perspektive in deinem Roman.
Die Reihe besteht aus folgenden Episoden:
- Das Genre
- Das Thema
- Die Zielgruppe
- Die Charaktere
- Die Perspektive (hier!)
- Der Weltenbau
- Der Umfang
- Inspirationsquellen
- Fallstricke der Jugendfantasy
Jetzt geht es los mit der Perspektive deines Fantasy-Jugendbuchs! Welche Perspektive die richtige ist, fragen sich wahrscheinlich viele (neue) Autoren, die sich an ihr neues Buchprojekt heranwagen wollen. Die Perspektive ist ein elementarer Bestandteil des Romans, mit dem das ganze Buch stehen und fallen kann. Sie im Nachhinein zu wechseln, kann eine sehr mühselige Arbeit sein. Deshalb sollte man von Anfang an die richtige Entscheidung treffen. Aber wie? Finde es hier heraus.
Inhaltsverzeichnis
Ich-Erzähler oder dritte Person?
Das ist reine Geschmackssache. Früher war der Er/Sie-Erzähler gang und gäbe, heute ist die Ich-Perspektive vor allem im Jugendbuch und anderen Genres sehr stark vertreten.
Entscheide selbst, womit du dich beim Schreiben wohler fühlst und was besser zur Tonalität deiner Geschichte passt. Wenn du selbst in deinem Genre gerne liest, wird deine Entscheidung der Zielgruppe sicher auch gut gefallen.
Wie viele Perspektiven im Roman?
Faustregel: So wenige wie möglich, so viele wie nötig.
Vorteile von mehreren Roman-Perspektiven sind natürlich, dass man die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln verfolgen kann. Das verleiht dem Buch mehr Tiefe. Wenn du beispielsweise eine Geschichte aus der Sicht zweier Protagonisten schreibst, könntest du immer dann, wenn bei Protagonist A etwas spannendes passiert, zu Protagonist B wechseln, der vielleicht in einer ganz anderen Situation steckt. Durch die Mini-Cliffhanger erzeugst du größere Spannung.
Doch (zu) viele Perspektiven bringen auch Nachteile mit sich. Was zum Beispiel, wenn der Leser einen deiner Perspektivträger überhaupt nicht ausstehen kann? Er wird sich durch jedes Kapitel aus dessen Perspektive quälen, und das wird sein Leseerlebnis enorm einschränken.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Verwirrung. Je mehr Perspektiven du wählst, desto schwieriger wird es für den Leser, sie auseinanderzuhalten. Selbst wenn der Name des Protagonisten am Anfang des Kapitels steht, könnte man mittendrin doch wieder durcheinanderkommen, vor allem, wenn häufig gewechselt wird.
Tipp: Hier können visuelle Hilfen (z.B. den Namen des aktuellen Protagonisten in die Kopfzeile setzen) unterstützen – das könnte für Selfpublisher oder auch für Verlagsautoren, die ihr Manuskript an den Verlag schicken und verhindern wollen, dass der Lektor schon in der Leseprobe verwirrt ist und das Manuskript zur Seite legt.
Welche Perspektiven im Roman?
Auch hier liegt die Entscheidung ganz bei dir – und genau das macht sie so schwierig. Niemand kann dir sagen, was richtig und was falsch ist. Aber vielleicht helfen dir diese Leitfragen weiter:
- Welche Charaktere sind wirklich wichtig?
- Welche Roman-Perspektiven bieten dem Leser einen Mehrwert?
- Gibt es Charaktere, die die meiste Zeit zusammen sind? (= nur eine Perspektive nötig)
Tipp: Nicht nur deine Protagonisten könnten Perspektivträger sein. Schon mal daran gedacht, dem Antagonisten eine größere Fläche zu geben? Oder vielleicht einem Nebencharakter? Als Autor sind dir in deiner kreativen Freiheit keine Grenzen gesetzt.
Beispiel
Ein Charakter hat ein Geheimnis, von dem die anderen nichts wissen (dürfen).
Hier hast du 2 Möglichkeiten:
- Du gibst dem Charakter eine Perspektive, sodass der Leser mitfiebert, wann das Geheimnis ans Tageslicht kommt. Beispiel: Der Antagonist weiß längst, was der Protagonist vorhat, und stellt ihm eine Falle. Der Leser betet, dass der Protagonist nicht darauf hereinfällt.
- Du gibst dem Charakter keine Perspektive, damit der Leser genauso überrascht wird wie der Protagonist (Beispiel: Weil er die Falle auch nicht kommen sieht).
Durch Perspektiven kann man den Informationsfluss an den Leser regulieren und aktiv beeinflussen, was er wann erfährt. Nutze das zu deinem Vorteil, um die größtmögliche Spannung zu erzeugen!
Tipp: Multiple Perspektiven müssen sich nicht durchs ganze Buch ziehen. Du kannst auch nur einzelne Szenen aus der Sicht anderer Personen schildern. Hier aber darauf achten, dass der Perspektivwechsel deutlich wird.
Fazit
Grundsätzlich gibt es beim Thema “Perspektive” kein Richtig oder Falsch. Du musst für dich selbst entscheiden, was sich für dich am besten anfühlt. Was du auf jeden Fall mitnehmen sollst, ist, dass du den Leser über die Perspektive beeinflussen kannst. Sei es hinsichtlich von Informationen, die er (nicht) bekommt, und dem Spannungsaufbau durch Perspektivenwechsel.
Aus welcher Perspektive liest oder schreibst du am liebsten? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
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