Einen Pitch braucht, wer sein Buch oder seinen Roman an den Mann bringen will. Ganz gleich, ob bei Verlagsbewerbungen, Anschreiben an Literaturagenturen oder der Vermarktung in Sachen Buchhandel und Endkunden (Leser): Immer wieder ist man als Autor darauf angewiesen, sein Buch zu pitchen. Doch um den Buch-Pitch ranken sich viele verschiedene Meinungen und Auffassungen. Ganz gleich ob im Exposé, als Elevator-Pitch oder bei der Teilnahme an Schreibwettbewerben: Wo auch immer ein Pitch gefordert wird, tauchen gleich die verschiedensten Ansichten auf, wie so ein Pitch auszusehen hat. In diesem Blogpost erfährst du, was es mit dem Pitch auf sich hat und wie du den perfekten Pitch für dein Buch zauberst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Pitch überhaupt?
Ein Pitch (egal, in welchem Kontext) ist eine kurze und bündige Vorstellung einer Idee oder eines Produkts mit dem Ziel, diese oder dieses zu verkaufen. Üblicherweise sollte man in der Lage sein, die Quintessenz der vorgestellten Sache in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Pitches sind in vielen beruflichen und industriellen Kontexten bekannt, so auch in der Buchbranche, wenn es darum geht, einen Roman zu pitchen. Autoren, Literaturagenturen, Verlage – sie alle können Sender und Empfänger von Buch-Pitches sein. Und wie so oft in dieser Branche gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch, sondern viele verschiedene, teils widersprüchliche Präferenzen.
Ursprung: Der Elevator Pitch
Stell dir vor, du landest zufällig mit dem Programmleiter oder Verleger deines absoluten Lieblingsverlags in einem Aufzug. Gemeinsam fahrt ihr wenige Stockwerke nach oben oder unten. Würdest du diese Gelegenheit ausschlagen, dein Herzensmanuskript vorzustellen? Natürlich nicht! Aber die Zeit ist begrenzt, denn schon in wenigen Sekunden wird einer von euch beiden aussteigen und die Chance ist verstrichen.
Das ist das Bild, das zum “Elevator Pitch” gezeichnet wird, der wohl bekanntesten Variante des Pitches. Demnach soll die Idee innerhalb von 60 Sekunden, also innerhalb weniger Sätze verkauft werden können – so viel Zeit, wie man eben hat, bevor der Programmleiter seiner Träume den Aufzug verlässt.
Aber woraus besteht so ein Elevator Pitch, und was muss ich dabei beachten, wenn ich einen Roman-Pitch verfasse?
Der Roman-Pitch für Schreibwettbewerbe
Immer wieder rufen größere und kleinere Verlage Schreibwettbewerbe aus, bspw. mittels Pitch-Aktionen auf Instagram. Die Prämisse: Du teilst einen Pitch zu deinem Roman gemeinsam mit ein paar anderen Rahmendaten (z. B. Genre, Titel) in einem Story-Template, das du für 24 Stunden in deiner Instagram-Story postest. Der jeweilige Verlag sichtet alle eingegangenen Pitches und sucht sich vielversprechende aus, fragt nach Exposés und Leseproben.
Beispiele für Verlage, die in der Vergangenheit (Stand 2022) Pitch-Aktionen veranstaltet haben, sind LYX, HarperCollins und Piper Fantasy.
Da es sich hierbei um schriftliche Pitches handelt, ist die 60-Sekunden-Regel nicht ganz so einschlägig. Meist werden für derartige Aktionen genaue Zeichenzahlen angegeben, die einzuhalten sind, z. B. “max. 300 Zeichen inkl. Leerzeichen”. Kurze Entwarnung: Wenn du am Ende ein Leerzeichen oder fünf gemischte Zeichen zu viel hast, wird dir niemand den Kopf dafür abreißen!
Unsicher mit deinem Exposé? Ich sehe es mir gerne an!
Der Roman-Pitch im Exposé
Auch im Exposé (oder alternativ im Anschreiben) ist der Roman-Pitch einer der absoluten Pflichtinhalte. Hier gilt es, deinen Roman in max. 2-5 Sätzen zu umreißen. Bei Verlagen und Literaturagenturen wird tatsächlich nur selten spezifiziert, wie lang ein Pitch sein oder was er beinhalten soll. Während die einen die kreative Freiheit für sich nutzen und ihre Grenzen ausloten, herrscht bei anderen Unsicherheit: Wie lang darf er denn nun sein? Welche Elemente soll er beinhalten? Was sind No-Go’s?
Diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Wie so oft in der Buchbranche ist ein Pitch ein sehr subjektives Tool. Je nachdem, wer an wen pitcht, gelten hier leicht andere Präferenzen. Ganz allgemein lässt sich aber Folgendes sagen:
- Ein Roman-Pitch soll die Handlung deines Romans umreißen
- Er soll auf den Hauptstrang (die Prämisse) eingehen
- Und dabei den Protagonisten und ggf. Antagonisten erwähnen
- Er soll nicht auf Nebenhandlungen eingehen
- Er soll dein Manuskript verkaufen
- Er sollte maximal einen Absatz lang sein (grober Richtwert, wenn nicht anders angegeben: 5 Sätze)
- Im Optimalfall lässt sich aus deinem Pitch auch schon deutlich das Genre herauslesen
Und wie verkauft man in wenigen Sätzen ein Manuskript? Indem man neugierig macht und den Adressaten dazu bringt, mehr erfahren zu wollen. In anderen Worten: Mehr Unterlagen anzufordern oder (falls schon mitgeschickt) diese auch zu lesen.
Schon gewusst? Eine praktische Exposé-Checkliste findest du hier.
Der Buch-Pitch: Ende verraten oder Cliffhanger?
Ein Punkt, an dem sich gefühlt alle Geister in der Buchbranche scheiden, ist die Frage, ob ein Roman-Pitch mit einem Cliffhanger enden oder das Ende verraten soll. Ganz gleich, wo man sich umhört, es scheint hier einfach keinen Konsens zu geben. Auch zig besuchte Schreibseminare, Experten und “Experten” sind nicht in der Lage, dir hier eine finite Antwort zu geben, schlichtweg weil es keine gibt.
Die eine Seite behauptet, ein Pitch ist nur dann vollständig, wenn er auch das Ende verrät, weil es sich dabei schließlich um keinen Klappentext handeln soll.
Die andere Seite argumentiert, dass das Prinzip des Neugierigmachens nur dann wirklich gut umgesetzt werden kann, wenn der Pitch entsprechend formuliert ist, also: mit Cliffhanger.
Meine Meinung ist: Ein Pitch muss nicht das Ende der Geschichte auflösen. Dafür nenne ich dir ein paar Gründe.
- Wenn du im Rahmen eines Schreibwettbewerbs pitchst, wirst du oft dazu gezwungen sein, den Pitch öffentlich zu posten. Pitches mit offenem Ende sind meistens noch vage genug, um sich keine Sorgen bzgl. Nachahmern machen zu müssen. Mit Ende und evtl. originellen Plot Twists wird das schon schwieriger.
- Wenn du deinen Roman-Pitch im Exposé schreibst, hast du meistens ohnehin schon so wenig Platz zur Verfügung, dass du an allen Ecken und Enden nach Einsparpotenzial suchen musst. Da sich sowieso eine Inhaltsangabe im Exposé befindet, die das Ende auflöst, ist es nicht erforderlich, im Pitch genauso weit zu gehen.
- Im Gegenteil: Sieh es als roten Faden an. Die Infos in deinem Anschreiben machen neugierig auf den Anfang des Exposés (Pitch). Dieser macht wiederum auf die Inhaltsangabe neugierig.
- Auf der rechten Seite siehst du einen Beispiel-Pitch, den der HarperCollins Verlag im Rahmen seiner eigenen Pitch-Aktion geteilt hat. Liest sich wie ein offenes Ende, oder?
Buch-Pitches, die es geschafft haben
Zum Abschluss möchte ich euch Pitches zeigen, die ich 1:1 so in Exposés verwendet habe – und zwar von Büchern, die inzwischen veröffentlicht wurden. Die Gemeinsamkeit dieser Pitches ist, dass sie das Ende nicht verraten.
Kauna, Angehörige des antiken Stammes der Crae, gerät zwischen die Fronten in der Schlacht um das Vereinigte Königreich Tara’Unn: Auf der einen Seite Malik – der Sohn des verstorbenen Königs, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Auf der anderen ihr Mann Gil, dessen Vater Hawking die Macht an sich zu reißen droht und den Stamm der Crae unterwirft. Als sie dem Ruf ihres Herzens folgt, verliert sie alles, was ihr je etwas bedeutet hat – und begibt sich auf eine Reise, von deren Ausgang schon bald nicht nur das Überleben ihrer Familie abhängt, sondern das des ganzen Königreichs.
Meine Erfahrungen: an Verlagsverträge kommen
Wenn du meine konventionellen und unkonventionellen Wege kennenlernen willst, an Verlagsverträge zu kommen (ohne Agentur!), schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!
Themen dieser Folge
- Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
- Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
- Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
- Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
- Neue Wege gehen, die nicht jeder geht
Fazit: Dein Buch pitchen
Wenn du dein Buch pitchen willst, gibt es tolle Rahmenbedingungen, an denen du dich orientieren lasst. Aber merke dir vor allem eines: In der Buchbranche gibt es in Sachen Formalia nur sehr selten ein klares Richtig oder Falsch. Formuliere deinen Pitch also so, wie du es für richtig hältst. Und auch bei Fragen wie “Cliffhanger: ja oder nein?” sollte vor allem für dich im Vordergrund stehen, dass du am Ende einen Pitch hast, der vor allem eines tut: Verkaufen.
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