Du hast ein Buch geschrieben und willst es bei einem Verlag veröffentlichen? Super! Such dir eine Liste mit Verlagen oder Literaturagenturen, die dein Genre vertreten, und versuche dein Glück mit einer Bewerbung samt Anschreiben, Exposé und Leseprobe. Aber Vorsicht: Dabei gibt es einige Stolpersteine, denen du unbedingt aus dem Weg gehen solltest. Hier sind drei der größten No-Go’s bei Verlagsbewerbungen, denen du nicht zum Opfer fallen solltest.
Inhaltsverzeichnis
1. No-Go bei der Verlagsbewerbung: Formale Anforderungen nicht beachten
Ich weiß! Nach einer Ewigkeit ist das Manuskript endlich fertig geschrieben und überarbeitet, vielleicht sogar testgelesen, und jetzt wollt ihr es einfach nur auf die Welt loslassen. Nehmt euch trotzdem einen Moment, um noch mal tief durchzuatmen, bevor ihr die Mail rausschickt – und schaut noch einmal nach, ob ihr die formalen Anforderungen des Verlags oder der Literaturagentur erfüllt. Damit meine ich vor allem:
- Umfang der Unterlagen
- Inhalt der Unterlagen
- Kontaktweg
Was genau hier zu beachten ist, erfährst du jetzt.
Umfang der Unterlagen
Wenn der Verlag oder die Literaturagentur schreibt, sie wollen ein maximal dreiseitiges Exposé und eine maximal fünfzigseitige Leseprobe, dann solltest du ihnen keine zehn Seiten Exposé und nicht das ganze Manuskript schicken. Dieses No-Go ist kein automatisches Ausschlusskriterium bei der Verlagsbewerbung. Viele Lektoren und Agenten werden sich deine Unterlagen trotzdem ansehen. Aber denk auch an deinen ersten Eindruck: Wenn du schon die formalen Vorgaben nicht erfüllst, obwohl sie klar und deutlich auf der Website stehen, welches Bild hinterlässt du dann beim Empfänger deines Manuskriptangebots?
Ja, einen 300-Seiten-Roman auf 3 Seiten zusammenzufassen, ist schwierig. Aber ich erspreche euch, in der Kürze liegt die Würze! Ihr tut euch keinen Gefallen mit zu ausschweifenden Inhaltsangaben, die schlimmstenfalls nur langweilen oder verwirren.
Wenn ihr eine kurze, knackige Inhaltsangabe und immer noch Platz im Exposé habt, könnt ihr stattdessen weitere Zusatzinformationen einbauen, die über die Inhaltsangabe hinausgehen. Ihr könnt z.B. weitere Einblicke in die Charaktere, den Hintergrund zur Entstehung des Manuskripts oder die mögliche Positionierung im Verlagsprogramm oder im Markt geben.
- Soll ich mein Buch auf Messen Verlagen vorstellen?
- Spitzentitel, Midlist und Backlist: Was ist das?
- 3 unterschätzte Kriterien bei der Wahl der Literaturagentur
Inhalt der Unterlagen
Die Unterlagen der Verlagsbewerbung sollten alles beinhalten, was der Verlag oder die Literaturagentur wünscht. Mögliche Inhalte für Exposés findet ihr in diesem Blogbeitrag.
Bedeutet also: Wenn der Verlag oder die Literaturagentur eine ausführliche Inhaltsangabe, Infos zur Zielgruppe, zu Folgebänden und zum Weltenbau (bei Phantastik-Romanen) will, solltet ihr ihnen auch genau diese Infos geben. Lieber mehr als weniger. Das erspart eurem Ansprechpartner lästiges Nachfragen nach Informationen, die ihr ihnen auch gleich hättet geben können und sollen. Auch hier gilt wieder: Der erste Eindruck zählt!
Dasselbe gilt für die Leseprobe. Diese muss in den meisten Fällen der Anfang des Manuskripts sein. Also schickt bitte keine Szenen aus dem Mittelteil und auch keine nicht-zusammenhängenden Sequenzen.
Dass eure Unterlagen fehlerfrei und korrekturgelesen sein sollten, ist selbstverständlich.
Mit eurem Manuskript zeigt ihr, dass ihr schreiben könnt. Mit der Manuskripteinsendung zeigt ihr, dass ihr lesen könnt. Stellt eurem Adressaten unter Beweis, dass ihr die Website-Anforderungen gelesen und verstanden habt, indem ihr ihm genau das schickt, was er will. Klingt doch einfach, oder?
Kontaktweg
Dazu gehört allen voran der Zusendungsweg. Wenn ein Verlag keine Manuskriptangebote per Mail wünscht, musst du das akzeptieren. An die Adresse des Marketings, des Kundenservices oder auf Facebook zu schreiben, wird dich keinen Schritt weiterbringen. Ebenso, wenn ein Verlag oder eine Literaturagentur angibt, keine unverlangt eingesendeten Manuskripte zu prüfen: Dann gibt es nichts, was du tun kannst, um das zu ändern.
Viele Ratgeber empfehlen einem, den Namen des zuständigen Lektors oder Agenten auf eigene Faust herauszufinden und das Manuskript an die persönliche Mailadresse des Ansprechpartners zu schicken. Ich persönlich rate aber davon ab! Die meisten Verlage und Agenturen haben ein eigenes Postfach für Manuskripteinsendungen eingerichtet. Dieses sollte man auch nutzen. Wer den “direkten Weg” sucht, riskiert, dass seine Unterlagen sofort in der “Ablage P” landen.
An anderer Stelle wird auch empfohlen, vorher beim Verlag anzurufen und zumindest den Namen des Ansprechpartners herauszufinden. Auch davon solltet ihr eher absehen. Verlage und vor allem die Lektorate haben schon genug um die Ohren. Stellt euch mal vor, die tausend Autoren, die ihnen monatlich, wenn nicht sogar täglich (!) Manuskripte zusenden, würden jeden Tag anrufen, um nach Namen zu fragen?
Wenn der Name nicht auf der Website steht, tut es nicht weh, das Anschreiben an “Sehr geehrte Damen und Herren” oder das Lektorat zu adressieren. Glaubt mir: Ob da ein Name in der Anrede steht oder nicht, verbessert oder verschlechtert eure Chancen kein bisschen. Also erspart euch und dem Lektorat den erhöhten Aufwand.
2. No-Go bei der Verlagsbewerbung: Zu dick auftragen
Ein gesundes Selbstbewusstsein auch gegenüber dem eigenen Manuskript ist super – aber geratet nicht zu sehr in Schwärmerei! Es ist schön, wenn ihr euren Plot spannend, euren Schreibstil flüssig und eure Dramaturgie einfach atemberaubend findet. Aber lasst den Lektor oder Agenten lieber ein eigenes Bild von eurem Manuskript bekommen.
Zu diesem No-Go gehören auch zu gewagte Vergleiche. Euer Manuskript ist nicht der nächste Harry Potter, das nächste Herr der Ringe oder das nächste Twilight. Genauso wenig, wie ihr die nächste J. K. Rowling oder der nächste George R. R. Martin seid.
Wenn ihr den Markt gut kennt und z.B. ein Trend-Thema aufgreift, könnt ihr das ruhig schreiben. Das ist eine objektive Stärke eures Manuskripts und ein interessanter Fakt. Aber bitte nicht zu hoch pokern! Es soll schon Agenten und Lektoren gegeben haben, die derartige Vergleiche im Anschreiben gelesen und schon genug von der Mail hatten. 🙂
Analytische, realistische Vergleiche zur Einordnung des Manuskripts hinsichtlich Thema, Atmosphäre und/oder Zielgruppe sind natürlich völlig in Ordnung. Mehr dazu erfahrt ihr auch hier.
3. No-Go bei der Verlagsbewerbung: Ungeduld
Gduld ist eine Tugend, die man als Autor vor allem bei Verlagsbewerbungen nur allzu oft unter Beweis stellen muss. Wann immer man ein Manuskript abgeschickt hat, quält einen schon bald die Frage “Wann soll ich nachhaken? Soll ich überhaupt nachhaken? Oder bedeutet Schweigen eine Absage?” Um euch den Prozess zu erleichtern, könnt ihr einen Blick auf die nachfolgende Grafik werfen:
Fazit
Verlagsbewerbungen beherbergen mehr Stolpersteine, als man denkt. Sie enden nicht mit dem Absenden des Manuskripts, sondern fangen dort für andere gerade erst an. Dabei sollte man als Autor immer an den ersten Eindruck denken, den man mit der Verlagsbewerbung erzeugt. Man sollte ein möglichst gutes Bild von sich abgeben, da die Geschäftsbeziehung mit der Zusage nicht endet, sondern gerade erst beginnt. Man sollte sich also verhalten wie ein guter zukünftiger Geschäftspartner, und das auch schon in seiner Bewerbung zeigen.
Welche No-Go’s zur Verlagsbewerbung kennt ihr? Teilt euer Wissen in den Kommentaren!
Meine Erfahrungen: an Verlagsverträge kommen
Wenn du meine konventionellen und unkonventionellen Wege kennenlernen willst, an Verlagsverträge zu kommen (ohne Agentur!), schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!
Themen dieser Folge
- Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
- Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
- Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
- Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
- Neue Wege gehen, die nicht jeder geht
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Die meisten Agenturen brauchen 3 Monate, bei 20 Agenturen sind das 60 Monate. Bei den meisten Agenturen muss man angeben, wen man sonst noch angeschrieben hat. Wenn ich das gegenrechne, bin ich besser dran, ein Glücksrad zu drehen, oder ein Lottoticket zu kaufen.
Lieber Michael Staub,
es ist nicht zwingend erforderlich, sich nur bei einer Literaturagentur auf einmal zu bewerben. Man kann auch mehrere Bewerbungen parallel versenden. Natürlich wollen manche LitAgs eine Liste haben, welche anderen Verlage und Agenturen kontaktiert worden sind. Das ist aber nur hinsichtlich der Verlage zwingend erforderlich. Ich habe bei keiner einzigen Bewerbung angegeben, bei welchen anderen Agenturen ich mich beworben habe, und habe dennoch mehrere Zusagen bekommen. Mehr dazu findest du hier.
Und: Wer sein Handwerk beherrscht, hat bei LitAgs definitiv bessere Chancen als beim Lotto. 😉
Viele Grüße
Annie Waye
Im “Autorenhandbuch” von Sylvia Englert steht, dass es sehr schwierig ist, bei einer Agentur unterzukommen, falls man noch nichts veröffentlicht hat.
Können Sie das bestätigen?
Hallo, das kann ich nicht bestätigen. Ich habe meinen ersten (und später zweiten) Agenturvertrag unterschrieben, ohne etwas veröffentlicht zu haben, und kenne auch genug andere, denen es genauso erging. 🙂
Danke!