Anschreiben und Exposé sind verfasst, und du kannst es kaum erwarten, dein Manuskript an Verlage oder Literaturagenturen zu schicken. Aber halt: Auf der Website steht, dass sie überhaupt nicht das ganze Manuskript, sondern nur eine Leseprobe haben wollen. Wie kannst du nur mit einem Bruchteil deines Manuskripts den bestmöglichen Eindruck erzielen? Finde es jetzt heraus.
Inhaltsverzeichnis
Wozu eine Leseprobe?
Verlage verlangen in der Regel keine ganzen Manuskripte, wenn du dich bei ihnen bewirbst, sondern lediglich eine Leseprobe. Während sich der Lektor (oder Literaturagent) durch das Exposé mit deinem Plot (Spannungsbogen, Setting/Weltenbau, Charakterentwicklung, etc.) vertraut macht, dient ihm die Leseprobe als Beleg für dein schriftstellerisches Können. Hier musst du also das Handwerk unter Beweis stellen. Das geschulte Auge des Lektors kann sich normalerweise schon nach wenigen Seiten einen Eindruck über deine Schreibe verschaffen. Deshalb ist es wichtig, dass die Leseprobe genauso perfektioniert wird wie der Rest deiner Unterlagen.
Das Format der Leseprobe
In der deutschen Literaturbranche werden Manuskripte, die an Agenturen und Verlage gehen, immer im Normseitenformat formatiert.
Warum? Weil das das branchenübliche Format ist, mit dem alle Teilnehmer arbeiten. Auf diese Weise lässt sich z.B. einfacher die Länge des fertigen Buches abschätzen und mit anderen vergleichen.
Beispiel: Wenn alle Menschen ihre Körpergröße in Zentimetern angeben und auf einmal jemand in Inches misst, wird ein Vergleich bzw. eine Einschätzung sehr schwierig werden.
Die Normseiten garantieren also eine gleiche Basis von Autor, Agent und Lektor und erleichtern die Arbeit der letztgenannten Parteien.
Tipp: Viele Schreibprogramme wie Papyrus Autor lassen dich mit einem Klick Normseiten erzeugen. Wer diese nicht besitzt, findet online auch viele Anleitungen und Vorlagen.
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Die Länge der Leseprobe
Auch hier machen die meisten Verlage und Literaturagenturen genaue Vorgaben. Im Schnitt wollen die meisten zwischen 30 und 50 Normseiten sehen, manche auch nur 10, andere 100 oder sofort das ganze Manuskript. In jedem Fall sind ein paar Seiten mehr oder weniger auch noch in Ordnung. Egal, wie der Rahmen angegeben ist, es gibt keine Faustregel, wo du dich darin bewegen solltest. “Zwischen 30 und 50” heißt: zwischen 30 und 50. Du musst selbst entscheiden, an welcher Stelle du aufhören willst.
Ich persönlich achte darauf, dass meine Leseprobe nicht zu abgehackt endet, aber durchaus an einer spannenden Stelle, sodass der Leser allein deshalb schon weiterlesen will, um zu sehen, wie sich der Knoten löst.
Tipp: Lies dein Manuskript doch mal bis Seite 30. Ist das eine gute, spannende Stelle, um dort zu enden? Wenn nein, lies weiter, bis du innerhalb der nächsten 20 Seiten eine bessere findest.
Und: Notfalls lieber etwas “überziehen” als ein Kapitel an einer ungünstigen Stelle abzubrechen.
Der Inhalt der Leseprobe
Oft wird spezifiziert, dass eine Leseprobe vom Buchanfang gewünscht wird. Manchmal wünschen Verlage und Agenturan sich aber “das erste Kapitel und dein Lieblingskapitel” o.Ä. Meistens ist es aber auch in diesem Fall besser, einfach das zweite Kapitel zu nehmen. Alternativ lassen sich auch zwei Kapitel mit unterschiedlichen Schwerpunkten kombinieren, z.B. eines mit einer Kampfszene und ein anderes mit einer emotionalen Liebeserklärung im Mittelpunkt. Auf diese Weise deckst du eine größere Bandbreite deines schriftstellerischen Könnens in der Leseprobe ab – du zeigst, was du kannst!
Faustregel: Wenn nichts anderes explizit gefordert wird, beginnt die Leseprobe immer am Romananfang!
Tipp: Wenn nicht das ganze Manuskript gefordert wird – warum nicht an einer besonders spannenden Stelle abbrechen? Das muss nicht unbedingt ein Kapitelende sein, sondern könnte auch mittendrin passieren. Damit machst du den Leser (Agent, Lektor) im besten Fall neugierig und Lust darauf, sofort weiterzulesen (und das restliche Manuskript anzufordern).
Meine Erfahrungen: an Verlagsverträge kommen
Wenn du meine konventionellen und unkonventionellen Wege kennenlernen willst, an Verlagsverträge zu kommen (ohne Agentur!), schau unbedingt bei meinem Audio-Format WAYEcast. vorbei!
Themen dieser Folge
- Verlage ohne Agentur finden vor der ersten Veröffentlichung / mit wenig Präsenz
- Verlage finden über bestehende (Verlags-)Kontakte
- Wege zum Kontakteknüpfen (z. B. Buchmessen) auf dem Prüfstand
- Der Fürsprecher- oder „Stellvertretereffekt“ und die Bedeutung von Networking & Branding
- Neue Wege gehen, die nicht jeder geht
Checkliste für die perfekte Leseprobe
Eine übersichtliche Checkliste für die perfekte Leseprobe findest du hier. Dabei kannst du auch noch mal austesten, ob deine Leseprobe schon gut genug für die Einreichung ist.
Wenn du alle Fragen darin mit Ja beantworten kannst, dann nichts wie los damit!
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