Willkommen zu meiner Reihe “Fantasy-Jugendbuch schreiben”. In neun Teilen führe ich euch nach und nach an euer erstes Fantasy-Buch für Jugendliche heran. Aber auch andere, die in anderen Genres und/oder für eine andere Zielgruppe schreiben, können sicherlich einige Tipps mitnehmen. Heute geht es um das Fantasy-Genre an sich und um Fantasy-Subgenres.
Die Reihe besteht aus folgenden Episoden:
- Das Genre (hier!)
- Das Thema
- Die Zielgruppe
- Die Charaktere
- Die Perspektive
- Der Weltenbau
- Der Umfang
- Inspirationsquellen
- Fallstricke der Jugendfantasy
Jetzt geht es los mit dem Genre der Fantasy!
Inhaltsverzeichnis
Wozu Genres?
Genres sind eine wichtige Einordnungsmöglichkeit für Literaturagenturen, Verlage im ersten Schritt, aber auch für die Leser! Diese haben beispielsweise Lieblingsgenres und suchen innerhalb von Online-Shops wie Amazon gezielt nach genau diesen Genres. Wenn du dein Buch also selbst veröffentlichst und den falschen Genres zuordnest, werden deine Wunschleser dein Buch nicht finden. Als potenzieller Verlagsautor wirst du auch schlechtere Chancen auf einen Agentur- oder Verlagsvertrag haben, wenn du dein Genre nicht (richtig) bestimmen kannst.
Das Genre zu kennen und zu definieren, ist also für alle wichtig! Verlagsautoren und Selfpublisher.
Sorge dafür, dass man dein Buch einem Genre zuordnen kann, indem du das Genre schon vor Schreibbeginn ermittelst, festlegst und die Geschichte so planst, dass sie auch dem richtigen (Sub-)Genre zugeordnet werden kann.
Fantasy-Genres
Fantasy ist nicht gleich Fantasy! Zu den beliebtesten Subgenres gehören:
- Urban Fantasy
- Romantasy
- High Fantasy
- Low Fantasy
- Portal-Fantasy (Cross-over)
- Dark Fantasy
Eine tolle Auflistung findet ihr bei TOR Online. Die oben aufgeführten Fantasy-Genres nehmen wir hier genauer unter die Lupe.
Fantasy-Genre: Urban Fantasy
Das Setting in Urban-Fantasy-Romanen ist unsere reale Welt. Normalerweise spielt sich die Geschichte in einer (Groß-)Stadt ab. Der Begriff “Urban Fantasy” hat sich aber inzwischen auch für alle anderen Geschichten etabliert, die in kleineren Städten oder Ortschaften angesiedelt sind. Der eigentliche Fachbegriff hierfür wäre “Contemporary Fantasy.”
Der Fantasy-Aspekt besteht darin, dass unsere reale Welt mit Fantasy-Elementen angereichert wird. Elemente können z.B. Magie, phantastische Kreaturen oder Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten sein. Oft ist der Protagonist ein normaler Mensch, der erstmals mit der verborgenen, phantastischen Seite unserer Welt in Berührung kommt.
Die “Intensität” der Fantasy ist dabei frei skalierbar. Bei der “Twilight”-Reihe gibt es beispielsweise “nur” Vampire, während in anderen Bücher unzählige phantastische Kreaturen unseren Weg kreuzen.
Populäre Vertreter: “Chroniken der Unterwelt” (Clare), “Die-Flüsse-von-London”-Reihe (Aaronovitch)
Fantasy-Genre: Romantasy
Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Romantasy um einen Roman mit Elementen von Fantasy- und Liebesgeschichten. In diesem Instagram-Post habe ich das Genre genauer unter die Lupe genommen:
Kurz gesagt unterscheidet man im englischen Sprachraum zwischen:
- Romantic Fantasy (Fantasy mit Liebesgeschichte), z.B. “Chroniken der Unterwelt” (Clare)
- Fantasy Romance (Liebesroman mit Fantasy-Elementen) (meist Urban Fantasy), z.B. “Bis(s)”-Reihe (Meyer)
Auf Instagram gebe ich einen genaueren Einblick in das Genre und habe hierzu auch eine Umfrage unter LeserInnen gemacht.
Fantasy-Genre: High Fantasy
High Fantasy ist das Gegenstück zu Urban Fantasy. Das Setting ist hier nicht unsere Welt, sondern eine fiktive Fantasy-Welt mit eigenen Völkern, Kreaturen, Magiesystemen, usw.
Häufige Themen, die hier aufgegriffen werden, sind Kriege zwischen jenen Völkern, magische Kräfte, der Kampf zwischen Gut und Böse und ein gutherziger Held, der im Mittelpunkt steht und eine Reise in Richtung seines Schicksals antritt.
Auch dieses Genre habe ich mit einer Umfrage ausführlich bei Instagram diskutiert und auch mein Debüt “Thron aus Sturm und Sternen” unter die Lupe genommen.
Populäre Vertreter: “Der Herr der Ringe” (Tolkien), “Shannara-Zyklus” (Brooks)
Fantasy-Genre: Low Fantasy
Für Low Fantasy gibt es ganz verschiedene Definitionen. Der gängigen Literaturwissenschaft nach lässt sich das Genre “Fantasy” grundsätzlich nur in High- und Low-Fantasy unterteilen. Damit wäre High Fantasy alles, was in fiktiven Welten spielt (s.o.) und Low Fantasy eine Richtung, die in unserer Welt spielt. Abstufungen hiervon wären dann die anderen Subgenres wie z.B. Urban Fantasy oder Dark Fantasy.
Vor allem in Autorenkreisen im deutschen Sprachraum wird Low Fantasy aber anders definiert. Low Fantasy ähnelt der High Fantasy und wird im deutschen Sprachraum der Einfachheit halber oft damit gleichgesetzt. Ein anderes Wort dafür ist “Sword & Sorcery”, das schon einen guten Einblick gibt, worum es in Low-Fantasy-Romanen geht.
Die Low Fantasy unterscheidet sich durch folgende Punkte von der High Fantasy:
- es gibt keine Unterteilung in “Gut” und “Böse”
- es gibt keine epischen Strukturen
- häufig stehen Antihelden anstatt klassischer Helden im Mittelpunkt
Populäre Vertreter: “Das Lied von Eis und Feuer” (Martin), “Conan”-Zyklus (Howard)
Fantasy-Genre: Portal-Fantasy
Bei Portal-Fantasy (oder Cross-over) geht es um einen Übertritt von unserer normalen Welt in eine Fantasy-Welt. Letztere ist meistens wie in einer High- oder Low-Fantasy-Geschichte aufgebaut. Thematisch ähnelt die Portal-Fantasy der Urban Fantasy insoweit, dass meist “normale” Menschen wie wir auf die magische Welt treffen und hier ihre Abenteuer erleben.
Populäre Vertreter: “Alice im Wunderland” (Carroll), “Narnia”-Reihe (Lewis)
Fantasy-Genre: Dark Fantasy
Im ursprünglichen Sinne handelt es sich bei der Dark Fantasy um Fantasy mit Horror-Elementen. Im Mittelpunkt stehen oft düster-finstere Kreaturen. Der Begriff ist in den letzten Jahren aber stark verwässert, was nicht zuletzt daran liegt, dass es oft starke Überschneidungen zu anderen Sub-Genres der Fantasy gibt, z.B. Romantasy, Urban Fantasy oder High-Fantasy.
Je nach Definition und Auslegung würden sowohl die “Bis(s)”-Reihe als auch die “Spook”-Reihe (Delaney) zur Dark Fantasy zählen.
Abschließende Tipps zu Fantasy-Genres
- Bestimme dein Genre schon vor Beginn des Schreibprozesses anhand der wichtigsten Merkmale deiner Geschichte
- Setz dich mit Genre-Konventionen und ggf. Trends auseinander, die es für dein Fantasy-Genre gibt
- Schreibe dein Manuskript unter Berücksichtigung von Konventionen und Trends. Die Mischung macht’s! Du kannst …
- Die Konventionen einhalten, um eine eindeutige Zuordenbarkeit zu gewährleisten, und/oder
- mit Konventionen brechen, um das Alleinstellungsmerkmal deines Manuskripts herauszuarbeiten.
- Im besten Fall machst du beides!
In welchem Fantasy-Subgenre bewegst du dich mit deiner Schreibe?
Du hast noch nicht genug?
Hier geht es zu Teil 2 der Themenreihe.
Praktische Checklisten zum Download bekommst du hier.
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