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Fantasy-Jugendbuch schreiben – Teil 2: Das Thema

Willkommen zu meiner Reihe “Fantasy schreiben für Jugendliche”. In neun Teilen führe ich euch nach und nach an euer erstes Fantasy-Buch für Jugendliche heran. Aber auch andere, die in anderen Genres und/oder für eine andere Zielgruppe schreiben, können sicherlich einige Tipps mitnehmen. Heute geht es um das Thema, das den Plot deiner Jugendfantasy-Geschichte bestimmt.

Die Reihe besteht aus folgenden Episoden:

  1. Das Genre
  2. Das Thema (hier!)
  3. Die Zielgruppe
  4. Die Charaktere
  5. Die Perspektive
  6. Der Weltenbau
  7. Der Umfang
  8. Inspirationsquellen
  9. Fallstricke der Jugendfantasy

Jetzt geht es los mit Fantasy-Themen!


Jugend-Fantasy: 2 Ansätze der Themenfindung

black sailing boat digital wallpaper

“Ich will einen Fantasy-Roman schreiben, weiß aber nicht worüber!” Um dieses Problem zu beheben, gibt es zwei verschiedene Ansätze, die du für dich ausprobieren kannst. Ich stelle sie dir kurz vor.


Themenfindung in der Fantasy durch Identifikation

person standing in front of body of water

Um ein geeignetes Thema für deinen Jugend-Fantasy-Roman zu finden, kannst du versuchen, dich in deine Zielgruppe hineinzuversetzen und zielgruppennahe Themen zu finden, mit denen sie sich beschäftigt.

Folgende Leitfragen könntest du dir zum Beispiel stellen:

  • Was beschäftigt die Zielgruppe?
  • Welche Trends kursieren gerade in der Zielgruppe?
  • Was ist den Jugendlichen wichtig?
  • In welchen Lebenslagen stecken sie?

Je nachdem, in welchem Subgenre der Fantasy zu schreibst, kannst du diese Themen vielleicht nicht 1:1 übernehmen. Am ehesten ist es noch in der Urban Fantasy möglich, in deren Mittelpunkt oft ein normaler Teenager steht.

In eigenen Fantasywelten mit ausgedachten Völkern lassen sich Themen aus unserer Welt meistens nicht einfach so reproduzieren. Aber diese Überlegungen können dir implizit weiterhelfen, indem du z.B. die Situationen und Gefühlslagen auf dein Buch überträgst. Deine Protagonisten könnten trotz der anderen Welt, in der sie leben, ähnliche Probleme haben wie die Leser: z.B. die Angst vor der Zukunft, Stress in der Schule (o.Ä.), Probleme rund um Freundschaft, Familie und Liebe.

Identifikationspotenzial erzeugt Vertrautheit und Sympathie. Wenn deine Protagonisten in nachvollziehbaren Situationen stecken, in die jeder geraten könnte, wird der Leser leichter mit ihnen warm.


Themenfindung in der Fantasy durch Alltagsflucht

large tree in middle of forest during daytime

Die zweite Option ist es, sich einfach völlig von der normalen Welt und den typischen Teenager-Problemen zu lösen und sie in völlig andere Situationen zu werfen, in die sie im echten Leben niemals kommen würden.

Denn seien wir ehrlich: Wir lesen doch nicht, damit wir in einer Geschichte landen, die genau wie unser Leben ist, oder?

In der Fantasy ist alles möglich. Also können wir uns auch ruhig trauen, die Grenzen des (Un-)Möglichen auszutesten. Wir können unsere Leser in andere Welten entführen, die unserer überhaupt nicht ähneln, oder Lebenslagen schildern, in die man im echten Leben nie kommen würde.

Vor allem in der High Fantasy ist das gang und gäbe. Welche Probleme könnten Teenager hier haben? Dass sie auserwählt wurden? Sie geopfert werden sollen? Dass ein erbitterter Krieg in ihrem Reich ausgebrochen ist? Dass ein Haufen Zwerge bei ihnen einbricht und ihnen das Essen wegisst?

Fremdes erzeugt Spannung! Also zögere nicht davor, den Leser mit Außergewöhnlichem zu überraschen.


Trends

silhouette photography of person

Auch wenn es viele nicht hören wollen: Wer einen (großen) Verlag für sein Manuskript gewinnen will, muss sich mit Trends auseinandersetzen. Auch Selfpublisher sollten ein Auge auf Trends haben.

Denn: Verlage kaufen Stoffe, mit denen sie viel Geld verdienen können, sprich: die viel von Lesern gekauft werden.

Leitfragen, die dich zu Trends führen, können sein:

  • Welche Themen sind gerade aktuell?
  • Welche Kreaturen (z.B. Vampire) werden gerade gehypet?
  • Sind reale oder phantastische Settings beliebter?
  • Wird Fantasy ohne Liebesgeschichte überhaupt noch gekauft?

Wenn du Verlagsautor werden möchtest, kann eine gute Sicht auf Trends und die Einordnung deines Buchs eine große Stärke sein, die du in deinem Exposé deutlich machen kannst.

Trends kann man nicht nur in Büchern erkennen, sondern auch in anderen Medien (z.B. Filme & Serien). Auch in der Jugendfantasy bis ins Kinderbuch hinein können andere Medien Anhaltspunkte sein.

Beispiel: Eine Serie über blutrünstige Wikinger ab 16 ist gerade bei Netflix und Amazon Prime von aller Munde. Natürlich sind hier Erwachsene die Zielgruppe. Aber es könnte trotzdem sein, dass Fantasy-Kinder- und Jugendbücher über Wikinger trotzdem in Mode kommen. Warum? Weil die Leser oft nicht die Buchkäufer sind. Und wenn die Eltern nicht wissen, welches Buch sie ihren Kindern unter den Weihnachtsbaum legen sollen, lassen sie sich auch oft von ihrem eigenen Geschmack inspirieren.


Abgrenzung

Beliebte Themen und Trends bergen eine Gefahr: Austauschbare Bücher. Wenn sich alle zu sehr auf Trends und Mainstream-Themen werfen, ähneln sich Bücher irgendwann wie ein Ei dem anderen. Das wird insoweit gefährlich, weil nicht jeder Leser alle Bücher zu einem Thema lesen möchte. Um sich dann noch gegen die Konkurrenz zu behaupten, muss man unter all den anderen Büchern herausstechen.

Folgende Fragen können dir dabei helfen:

  • Was gab es bisher noch nicht?
  • Kann man klassische Konstellationen umdrehen?
  • Die Fantasy-Welt oder die Protagonisten besonders machen?
  • Bekanntes neu aufarbeiten?

Versuche, dich an Trends (und Genre-Konventionen) entlang zu bewegen, aber dein Buch trotzdem zu etwas Besonderem zu machen.


Pädagogische Fantasy-Jugendbücher?

green grass field during sunset

Jugendbücher sind keine Kinderbücher und Fantasy-Bücher sind keine realistischen Bücher.

Das allein sind schon zwei Argumente, weshalb Fantasy-Jugendbücher keinen pädagogischen Mehrwert haben müssen. Man kann auch davon ausgehen, dass Jugendliche z.B. ab 14 Jahren einen ausreichenden Reifegrad besitzen, um selbständig das Gelesene zu reflektieren und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Beispiel: Wenn bei “Das Lied von Eis und Feuer” (Martin) einer nach dem anderen abgeschlachtet wird, wird ein Jugendlicher wohl kaum nach draußen rennen und dasselbe mit seinen Nachbarn tun.

Fantasy-Jugendbücher müssen keinen pädagogischen Mehrwert haben.

Aber sie können, beispielsweise indem:

  • Geschichtliches aufgegriffen wird
  • gesellschaftlich relevante Themen eingearbeitet werden (z.B. Rassismus, Feminismus)
  • Mit völlig andersartigen Settings und Charakteren zum Nachdenken angeregt wird

Im Vordergrund steht jedoch immer die Unterhaltung!


Abschließende Tipps zu Fantasy-Themen

gray and black fountain pen and book
  1. Viele Wege führen zum Ziel: Wie so oft gibt es bei der Themenwahl kein Richtog oder Falsch
  2. Behalte Trends im Auge, um den Grundplot deiner Geschichte in eine aktuell interessante Richtung zu führen.
  3. Verlauf dich nicht in der Mainstream-Falle: Gib Altbekanntem einen eigenen “Twist”, um herauszustechen
  4. Schreib nur das, womit du dich wohlfühlst! Wenn du ein Thema absolut nicht ausstehen kannst, schreib kein Buch darüber, nur weil es beliebt ist.

Mit welchen Themen beschäftigst du dich in deiner Jugendbuch-Fantasy?

Du hast noch nicht genug?

Hier geht es zu Teil 3 der Themenreihe.

Praktische Checklisten zum Download bekommst du hier.

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